Wiesen-Einsätze 2023

In 2023 war vieles anders. Es gab zum ersten Mal ein offizielles Schreiben vom Veterinäramt an alle Landwirte im Barnim. Darin wurden sie aufgefordert, ihrer Verantwortung und Pflicht als Landwirt bei ihrer Frühjahrswiesenmahd laut § 17 Nr. 1 Tierschutzgesetz zum Schutz der Wildtiere bei der Ernte nach zu kommen. Das Veterinäramt gab ihnen eine Liste mit Teams von engagierten Tierschützern an die Hand, die sie dabei kostenlos mit ihrer Technik unterstützen. 

 

So kam es, dass auch bei uns viele Landwirte anriefen und unsere Hilfe in Anspruch nehmen wollten. Wir hatten von Mitte Mai bis in den Juli hinein unglaublich viel Aufträge, die es zu organisieren, planen und bearbeiten galt. Darunter waren Aufträge von Landwirten, dir wir schon seit vielen Jahren unterstützen. Diese haben schon längst ein Bewusstsein für eine „Wildtierschonende Wiesenmahd“ und bedürfen keiner externen Aufforderung. 

Die meisten Landwirte schreckten jedoch die Maßnahmen nach Missachtung des Tierschutzgesetztes ab. So sind immerhin neben hohen Geldstrafen 3 Jahre Gefängnis möglich. Und Dank der Tatsache, dass wir ehrenamtlich und unentgeltlich arbeiten, gab es meist eine konstruktive, gute Zusammenarbeit. Diese Einsätze waren auch immer erfolgreich und wir konnten vielen Jungtieren das Leben retten. 

 

Aber es gab auch schwarze Schafe unter den Landwirten. Mit ihnen war gar keine bis sehr schlechte Zusammenarbeit möglich. Wir haben uns ein Bein ausgerissen, sind bis zur Erschöpfung von abends bis morgens in den Einsätzen gewesen, haben auch manche Wiesen mehrmals abgeflogen, weil die Mahd zuerst abgesagt und später neu angesetzt wurde – dennoch gab es hier Tierverluste. Sie hätten nicht sein müssen, wenn die Landwirte uns nur mal eine WhatsApp geschickt oder ein Telefonat mit uns geführt hätten. Wir brauchen halt offiziell den Auftrag und essentiell die Infos der Landwirte. 

 

Der schlimmste Fall war in Klosterfelde. Hier ist ein Landwirt zu gar keiner Zusammenarbeit bereit. Wir arbeiten für ihn seit 3 Jahren und es hat sich keine Besserung eingestellt. Hier sind dieses Jahr 2 tote Rehkitze zu beklagen. Es kam zur Strafanzeige und es wird z.Z. noch ermittelt. Ein drittes, ganz junges Kitz wäre verhungert, weil die Mahd abgesagt wurde und uns niemand Bescheid gesagt hat, dass da noch ein Kitz gesichert ist und nicht zu seiner Mamma kann. Dabei hatte ich unmittelbar nach unserem Einsatz über eine WhatsApp darüber informiert, dass es sich um ein ganz kleines Kitz handelt und es eilt, dass es zu seiner Mamma kann. Diese Geschichte nahm nur ein gutes Ende, weil ein unbeteiligter Anwohner die Situation beobachtet hatte und mich am Abend gegen 18:00 Uhr anrief und fragte, was denn nun mit diesem Jungtier passiert. Da war das Kitz bereits ca. 16 Stunden ohne Mahlzeit. Es wurde befreit und Dank des Anwohners konnte man es später mit seiner Mamma zusammen beobachten. Wie hat uns das alle gefreut.

In diesem Jahr haben wir auch in der Schorfheide und in Chorin Gelege von Feldlerchen gefunden. Diese haben wir markiert und den Landwirten gebeten, sie zu schonen, weil sie zu den bedrohten Tierarten gehören. 

Ansonsten hatten wir im Einsatz auch unmittelbaren Wildschweinkontakt. Zum Glück traf es ein ganz couragiertes Teammittglied. Sie hat sich besonnen und absolut klug verhalten. Alle Achtung vor ihr.  Andere Frauen wären hysterisch geworden. 

In diesem Jahr hatten wir eine besonders aggressive Mückenplage. Sie haben uns schwer zugesetzt und wir haben mächtig gelitten.

 

Und – in diesem Jahr habe ich gelernt, dass ich zu jedem Zeitpunkt in der Saison auf alles gefasst sein muss. Dass es auch Mitte Juli immer noch unreife Kitze mit Duckinstinkt gibt. Darauf werde ich in Zukunft immer optimal vorbereitet sein. 

 

Wir haben auch einige neue Mitglieder bekommen. Dank der Mund zu Mund Propaganda unserer Mitglieder, der ausgehängten Flyer in den verschiedenen Ortschaften und des Werbens in der Eberswalder Hochschule für nachhaltige Forstwirtschaft. Wie schon so oft gesagt, je mehr wir sind, je einfacher wird es für jeden Einzelnen. Und da uns auch einige Helfer temporär verlassen haben, aus ganz verständlichen und nachvollziehbaren Gründen, sind wir ständig auf der Suche nach neuer Unterstützung. 

 

Um die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist es ruhig geworden. Seit eineinhalb Jahren gibt es im Barnim keinen positiven Befund mehr. Dementsprechend sind auch die Aufträge für uns stark zurückgegangen. Es liegt aber auch an unserer Technik. Wir haben zwar eine sehr gute Flir-Wärmebildkamera, aber es fehlt eine visuelle Kamera. Diese ist besonders zu den Einsätzen zur ASP wichtig. Will man doch sofort wissen und dokumentiert haben, wie viele und welche Schweine sich wo aufhalten. Aus diesem Grund habe ich meine Technik erweitert und bin nun für alle Aufgabenstellungen bereit.   

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